Ebersbach ist froh über die Tagesmütter

NWZ vom 27. September 2023

Ebersbach ist froh über die Tagesmütter

Soziales Ohne sie bräuchte die Stadt fünf weitere Krippengruppen. Schwierige Frage nach dem Verdienst.

Ebersbach. Fast 50 Jahre alt ist der Tagesmütterverein im Kreis, und wenn er nächstes Jahr Jubiläum feiert, sind voraussichtlich nur zwei Kommunen nicht dabei: Drackenstein und Hohenstadt. Mit allen anderen, in Adelberg in Kürze, hat er Verträge geschlossen, die Finanzielles regeln. Dies stellte die Geschäftsführerin des Tagesmüttervereins, Bettina Bechtold-Schroff, in Ebersbach im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats dar.

„Wir sind sehr froh, dass wir Sie haben“, Yvonne Birk (Freie Wähler). Tagesmütter entlasten die Kommunen in Zeiten knapper Kindergartenplätze und knapp gewordener Erzieherinnen und Erzieher. Ebersbach schätzt sich glücklich, mittlerweile drei Gruppen mit Tagesmüttern zu haben. In Sulpach seit fast vier Jahren die „Herzallerliebst“-Gruppe. Seit fast zwei Jahren auch die „Naturwichtel“, und in Bünzwangen hat im Mai die „Kleine Rasselbande“ eröffnet. Insgesamt 28 Kinder werden so betreut. Und, weniger bekannt: Es gibt noch 17 Kinder, die Tagesmütter in ihren Räumen betreuen. Und ein weiteres Kind in der Wohnung der Eltern. Da heißt die Tagesmutter dann Kinderfrau.

Familiennahe Betreuung

In der Summe also 50 Kinder, die die Stadt Ebersbach nicht selber betreut. Das machen 15 Tagesmütter, Vertretungskräfte eingerechnet, und übrigens sind das alles Mütter, kein Tagesvater dabei. Zu den 50 Kindern kann man noch vier dazuzählen, die auswärts von Tagesmüttern betreut werden.

Wenn man die 50 nimmt: Die Stadt bräuchte dafür fünf Krippengruppen, macht Bettina Bechtold-Schroff klar. Kinder unter drei Jahren sind es, die die Tagesmütter in aller Regel betreuen. Von einem bis drei Jahren, sagt die Geschäftsführerin, nur ganz wenige sind unter einem Jahr. Dies macht 80 Prozent der betreuten Kinder aus. Die anderen sind Schulkinder und Kindergartenkinder. Kreisweit betreuen 146 Tagesmütter 568 Kinder. Jetzt in 29 TigeR-Gruppen, also in gemieteten oder kommunalen Räumen. Weitere Gruppen sind in Planung. „Es ist eine familiennahe Betreuungsform“, sagt Bettina Bechtold-Schroff. Jedes Kind hat seine Tagesmutter. Nur im Vertretungsfall ist eine andere.

Glücklich ist die Geschäftsführerin, „dass wir fast flächendeckend im Kreis sind.“ Der Kreis sei somit gut gestellt, und es gibt hier sogar eine Besonderheit. Die Kommunen übernehmen auch Kosten für die Kinder, die auswärts von Tagesmüttern betreut werden. Das hat der Verein so initiieren und durchsetzen können. Von anderen Landkreisen kennt Bettina Bechtold-Schroff das nicht.

Kommunen sind wichtig

Man braucht die Kommunen zur Finanzierung. Eine Tagesmutter bekommt 7,50 pro Stunde und Kind, und vom Jugendamt, also vom Staat, kommt soviel nicht. Die Kommunen begleichen die Differenz. Sie gleichen auch aus, wenn es für Eltern bei der Tagesmutter teurer wäre als in der städtischen Kindergrippe. Wobei: Der Elternbetrag richtet sich nach deren Einkommen. Im Einzelfall kann so die Tagesmutter günstiger sein als die Betreuung in der städtischen Grippe, sagt Bettina Bechtold-Schroff.

7,50 pro Kind und Stunde. Das höre sich gut an, sagt die Geschäftsführerin. Aber: Davon geht die Steuer ab und die Sozialversicherung, das Essen für die betreuten Kinder, und im Krankheitsfall bekommt die Tagesmutter nichts, auch nichts für Vor- und Nachbereitung, nichts für die Fortbildung.

Im Ebersbach löste das Stirnrunzeln aus. „Kommt man da über den Mindestlohn?“, fragte Martin Haug (SPD). Brigitte Unger (Freie Wähler): „Welcher Stundenlohn ist das dann?“ Eine Frage, die Bettina Bechtold-Schroff auch im Landesvorstand der Tagesmütter beschäftigt. Sie kann nur sagen: Es ist wirklich schwierig, auf den Mindestlohn zu kommen.“ Ein Stück weit gehöre Idealismus dazu. Die Tagesmütter und –väter machten ihre Arbeit wirklich mit viel Herzblut. Jürgen Schäfer